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Vielfältliges Burgund

22.05.16 Unsere Kreisreise 2016...

 

Kreisreise ins Burgund vom 22.05. bis 25.05.2016

Los ging es am Sonntag, dem 22.05.2016 um 6.00 Uhr vom Park & Ride Parkplatz Esslingen-Neuhausen. Die ca. 215 km lange Fahrt vorbei an Pforzheim und Offenburg nach Freiburg-Opfingen verging, dank dem gemeinsamen Singen, netten Unterhaltungen und einer Gymnastikeinlage, wie im Fluge.

Angekommen auf dem Hof der Familie Walter, wurden wir mit einem üppigen Frühstück empfangen. Der landwirtschaftliche Familienbetrieb - bereits in der dritten Generation - betreibt auf 45 Hektar, Wein- Gemüse- Obst und Ackerbau. Im Hofladen werden Weine, edle Brände und Liköre aus der eigenen Brennerei, selbst gemachte Marmelade, Dosenwurst sowie Obst und Gemüse verkauft.

Bei herrlichem Sonnenschein eine ca. 280 km lange Weiterfahrt durch das Elsass und die Franche-Comté, vorbei an Mulhouse, Belfort und Besançon ins Burgund nach Beaune. Vor dem spätmittelalterliche Hôtel-Dieu, auch Palast der Armen genannt - unter Regen - trafen wir unsere Reiseleitern.

Schon der Blick in den gepflasterten Innenhof des hochgotischen Kranken- und Armenhospitals ist erhebend. Steinsäulen tragen die Fachwerkgalerie des ersten Stocks und das in bunten Rautenmuster gedeckte Dach. Das Ensemble entstand im Jahr 1143 im burgundisch-flämischen Stil. Der große Armensaal mit Kapelle wurde im Jahr 1452 eingeweiht und beherbergte bis 1951 Kranke, Notleidende, Arme und Behinderte. Das Mobiliar bestand aus 30 Betten in zwei Reihen in denen jeweils zwei Personen lagen. Das erfolgte nicht aus Platzgründen sonder um den Patienten die Möglichkeit zu geben sich gegenseitig zu wärmen. Ludwig XIV stellte 1658 die notwendigen Mittel zur Verfügung, somit konnte man die Zahl der Betten auf 160 aufstocken. Der Saal „Saint Hughes“ mit 12 Betten, diente zur Versorgung von begüterten Kranken. Der Saal „Saint Nicolas“ war für die Versorgung der akut in Lebensgefahr schwebenden Patienten. Eine große Küche mit großem Kamin, eine Apotheke samt Zinngefäßen und Fayencen - die je nach Form, Tees, Drogen, Pastillen oder Säfte enthielten - gehörte ebenfalls zum Anwesen.

Das Hospiz wird bis heute vor allem durch die Erträge aus der Weinproduktion finanziert. Weinberge die über die Jahrhunderte durch Erbschaft und Vermächtnisse in den Stiftungsbesitz gelangten, machen dies möglich. Dem Hospiz gehören Lagen in den feinsten Gemarkungen der umliegenden Côte-d’Or.

Einmal im Jahr findet in Beaune eine Auktion von Fasswein aus dem Stiftungsbesitz statt. Zum Teil werden Preise von bis zu 40.000€ pro 228 Liter Fass erzielt, was umgerechnet einem Einzelflaschenpreis von über 250€ entspricht. Es heißt, wenn in Beaune hohe Auktionspreise erzielt werden, so wird der gesamte Burgunderwein-Jahrgang teuer. 

Innerhalb der Côte de Beaune gilt Pommard als die beeindruckendste Gemeinde. Die Flasche Jahrgang 2010 trinkbar ab 2015 kostet 316,34 Euro.

 Im Hotel „Henry II“ trafen wir uns, um gemeinsam im Restaurant „Le Grand Bleu“ zu speisen: Gemischter Salat, gefolgt von Bœuf bourguignon und als Nachtisch Baba au rhum. 

Am nächsten Morgen war das Ziel Nuits-Saint-Georges, der Bauernhof Fruirouge von Isabelle & Sylvain Olivier. Mehrere Tonnen an schwarzen Johannisbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Kirschen und Weinbergpfirsichen werden dort übers Jahr geerntet. Daraus werden Fruchtliköre, Säfte, Schnäpse, Marmelade und eingelegte Früchte hergestellt. Eine sehr interessante Führung und leckere Kostproben.

Weiter ging es dann nach Brochon, auf dem Weg dahin kamen wir an den teuersten Grand Cru Weinberglagen vorbei. Wir waren alle sehr erstaunt wie niedrig die Weinstöcke sind. Geschätzt ist das Holz des Rebstocks 30 cm hoch, dazu kommt der Neuaustrieb —auch nicht höher. Die Weinreben werden der Qualität wegen und der Wärme die durch den Kalkstein gespeichert wird so bodennah kurzgehalten. Wir haben uns alle vorgestellt wie es bei der Weinlese aussehen muss, wenn zig Männer im Weinberg liegen um Trauben zu lesen. Übrigens, je südlicher wir in Frankreich kommen desto höher werden die Rebstöcke, denn da brauchen sie die Wärme nicht mehr von unten sie haben genügend von oben.

In Brochon angekommen haben wir die Fromagerie Gaugry besucht. Bei der Führung wurden wir angenehm überrascht als die junge Frau uns die Produktion und Fabrik auf Deutsch erklären konnte. Unser Mittagsimbiss dort bestand aus einem reichlichen Käsebufett mit Rot- und Weisswein. Danach Kaffee und Kuchen. Alles sehr schön gerichtet. Nach dieser Stärkung ging es weiter nach Dijon. Während der Stadtführung wurde das Wetter immer besser und somit konnte man die Ausstrahlung und das herausputzen der Stadt viel besser sehen. Alles bekommt nach und nach seinen alten Glanz zurück. 

Zu Abendessen ging es nach Bligny-sur-Ouche in die „La Ferme De La Bache“.

Es wurde uns als sehr rustikal angekündigt. Von aussen sah es wirklich so aus. Aber kaum durch die Eingangstür, standen wir mitten im doch sehr schönen Restaurant. Vom ersten kleinen Raum ging es in den zweiten, großen Raum über. Beide hatten riesige offene Kamine in denen ein Feuer brannte. Eine schöne Atmosphäre und ein tolles Ambiente. Das leckere Essen bestand aus Salat nach Bäuerinnen Art und hausgemachter Terrine, dazu einen Kir traditionnel, danach Schinken in Wein gegart, Kartoffeln vom Feuer und einer schwarzen Johannisbeeren Sauce. Im Anschluss eine Käseplatte und einen flambierten Apfelkuchen. Weiss und Rotwein und Café. Es hat uns so gut gefallen das wir der Hausherrin am Schluss ein Lied gesungen haben.

Am nächsten Tag fuhren wir zum Schloss Cormatin, welches eine Offenbarung war. Die überaus reich bemalten Decken und Wände waren eine Augenweide. Auch die Gärten wurden liebevoll wiederhergestellt.

Von da aus ging es dann weiter nach Taizé. Die Communauté de Taizé ist ein internationaler ökumenischer Männerorden. Frère Roger kaufte das erste Haus in Taizé, 1940 er nahm dort Kriegsflüchtlinge auf. 1942 floh er vor der Gestapo und kehrte 1944 mit drei Brüdern zurück. 1949 beschlossen die Brüder sich endgültig dem gemeinsamen, einfachen, ehelosen Leben zu verschreiben. Am 17. April im gleichen Jahr legten die ersten sieben Brüder das Gelübde ab. Sie waren alle evangelische Christen. Sie holten beim Ortsbischof die Erlaubnis ein, die romanische Ortskirche mit nutzen zu dürfen. Ostern 1969 legte ein junger belgischer Arzt als erster Katholik sein Versprechen ab. Damit wurde die Communauté de Taizé die erste ökumenische Brüdergemeinschaft der Kirchengeschichte. Heute gehören etwa Hundert Brüder zur Communauté. Die Brüder sind Katholiken oder Mitglieder verschiedener evangelischer Kirchen. Sie stammen aus über fünfundzwanzig Ländern. Die Brüder versorgten sich zunächst mit Landwirtschaft. Daraus ging 1954 eine Molkereigenossenschaft hervor, der nach wenigen Jahren über 1200 Milchbetriebe angehörten. Zehn Jahre später brachte die Communauté ihren Landbesitz, Tiere sowie Maschinen in eine landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft ein, die sie zusammen mit fünf Familien gründete. Die Brüder aus Taizé bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dem Erlös ihrer Arbeit - wie Töpferwaren und künstlerischen Arbeiten. Sie nehmen keine Spenden an, Erbschaften werden weitergereicht.

Woche für Woche treffen sich bis zu 7000 von Jugendliche in den Sommermonaten und an Ostern. Für die Unterbringung und Verpflegung müssen Jugendliche aus Deutschland einen Kostenbeitrag zwischen 7€ und 10€ pro Person und Tag entrichten. Der Betrag variiert je nach Herkunftsland. Auch müssen sie sich an allen Arbeiten innerhalb der Communauté beteiligen. Durch die stetig wachsende Anzahl an Besuchern war die romanische Dorfkirche häufig überlastet. 1961 begann am Rande des Dorfes der Bau der Versöhnungskirche. Es musste immer wieder angebaut werden. Am 16. August wurde Frère Roger Schutz beim Abendgebet von einer psychisch kranken Frau in der Versöhnungskirche erstochen.

Um 13:00 Uhr nach der Teilnahme am Mittagsgebet, ging die Fahrt weiter. Über kleine Landstrassen in schönster Landschaft, mit Wäldern und Wiesen, die von den weißen Charolais Rindern beweidet wurden. Wir kamen durch kleine Dörfer die so alt waren das man gedacht hat die drei Musketiere müssten gleich um die Ecke kommen. Am Ende eines solchen Dorfes befand sich die Domaine de Chervin. Das Weingut war sehr klein. Wir haben vier verschiedene Weine probiert dazu gab es ein kleines Buffet mit Wurst, Käse und Brot. Anschließend sind wir nach Tournus weitergefahren um die Abteikirche Saint Philibert zu besichtigen. Ungewöhnlich hoch ist der Innenraum - getragen von himmelsstürmenden, archaisch schlichten Säulen. Begonnen wurde mit dem Bau, nachdem im Jahr 1007 ein Brand den Vorgängerbau vernichtet hatte. Bei der Einwölbung wurde architektonisches Neuland betreten. Saint Philibert war der erste Bau der Romanik mit selbsttragendem Gewölbe. Fast stolpert man die steile Treppe in die Krypta herunter. Sie stammt noch von der ersten abgebrannten Kirche. 

Zurück in Beaune haben wir uns von unserer Reiseleiterin verabschiedet. Pünktlich um 19:00 Uhr waren wir wieder im Restaurant „Le Grand Bleu“. Das Menü bestand aus Terrine mit Schinken und Petersilie, Perlhuhnbrust mit Kräutern der Provence danach Dessert aus Birnen und schwarzen Johannisbeeren es war dieses Mal besser.

 26. Mai, der letzte Tag. Es ging vorbei an Dole und Besançon nach Montbéliard. Dort hat uns, die Stadtführerin Evelyn freundlich auf Deutsch begrüßt. Sie war voll Sympathie für die Deutschen. Wir haben auf ihren Wunsch im Schlosshof das Lied der Württemberger gesungen.

Im Mittelalter hieß Montbéliard - Mömpelgard. Durch die Heirat zwischen Henriette Gräfin von Mömpelgard und Eberhard Graf von Württemberg, begann am 13. November 1397 eine vier Jahrhunderte andauernde, fruchtbare Verbindung beider Länder. Durch die französische Revolution im Jahr 1789 gelangte die Stadt und Grafschaft Mömpelgard 1793 endgültig in französische Hand. Nur fünf Jahre nach dem zweiten Weltkrieg schloss Montbéliard die erste deutsche Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg.

Das Schloss Montbéliard erbaute Heinrich Schickhardt zwischen 1598 und 1607. Ein Gruppenbild von uns vor dem Schloss möchte Evelyn auf der homepage von Mömpelgard veröffentlichen.

Die Evangelisch-lutherische Kirche St Martin wurde zwischen 1601 und 1607, in strengster Renaissance-Architektur erbaut. Heute der älteste Sakralbau für den protestantischen Gottesdienst in Frankreich. 12% der Stadtbevölkerung sind auch heute noch evangelisch. Die Weiterfahrt erfolgte über Belfort, Mulhouse und Offenburg nach Iffezheim zum Huber-Hof, Hofladen und Erdbeercafe, wo unser letzter Halt stattfand.

Es war wíeder eine sehr schöne, interessante und gelungene Kreisreise.

Edeltraud Dejon