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Schwungfederveranstaltung am 24. Oktober 2014

24.10.14 Der Hohenasperg – ein deutsches Gefängnis

Diese Veranstaltung der Schwungfeder führte uns auf den Hohenasperg, der oft als der höchste Berg des Landes bezeichnet wird. Die imposante Festungsanlage erreicht man von Asperg aus in ca. 30 Minuten zu Fuß. Der historische Rundgang ist gut beschildert, auch Zeugen eines keltischen Fürstensitzes sind dort vorhanden und in der Vorzeit soll es ein kultischer Sammelplatz gewesen sein.

Die Ausstellung vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg zeigt im ehemaligen Arsenalbau Beispiele dafür, welche Strafen in den letzten 300 Jahren verhängt  und wie diese auf dem Asperg umgesetzt wurden.

Höllenpforte und Tränenberg, haben die Menschen das Gefängnis auf dem Hohenasperg genannt.“, so Frau Dr. Silke Knappenberger-Jans. Die Historikerin begleitete uns durch die Ausstellung, zeigte und erläuterte lebendig und interessant die Biographien von Häftlingen, auch die meist tragischen Umstände, die zur Inhaftierung führten. Denken wir an Joseph Süß Oppenheimer, einflussreicher Berater und Finanzier des Herzogs Karl Alexander. Nach dessen Tod wartete er als Staatsgefangener auf das Todesurteil zu dessen Vollstreckung am 9.1.1738 12.000 Menschen strömten. – Ein Justizmord sagt die Geschichte heute dazu.

Die Hofsängerin Marianne Pirker kam 1756 auf Willkür des Herzogs Carl Eugen 8 Jahre zu strengem Arrest auf den Asperg. Durch lautes Singen verlor sie ihre wunderschöne Sopranstimme. Der berühmteste Gefangene war der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart. 10 Jahre verbrachte er im Kerker. Sein Verbrechen war die Herausgabe eines Zeitungsblattes „Chronik“. Vom gebildeten Stand gelesen, machten seine kecken Äußerungen ihm Feindschaft  bei der Obrigkeit.

Auch Theobald Kerner, Sohn von Justinus Kerner, saß auf dem Asperg ein. Er ist wie sein Vater Mediziner und Dichter, nimmt jedoch zu dessen Leidwesen an der bürgerlich-demokratischen Revolution 1848 teil. Zu 9 Monaten Festungshaft verurteilt, schreibt er für seine kranke Tochter das Blumenbilderbuch „Prinzessin Klatschrose“. Ein bezauberndes Buch, das man heute noch auf dem Asperg erwerben kann.

Ein Häftling aus neuer Zeit sei noch genannt, Günter Sonnenberg, für den Anschluss an die RAF.

22 Biographien und persönliche Objekte aus der Haft der Betroffenen nahmen uns mit auf eine Reise, die für uns mit einem Kaffee im Schubartturm und einem herrlichen Ausblick weit den mittleren Neckarraum endete.

Doris Hoinkis