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Malerisches Tschechien

30.05.10 So lautete das Motto der Kreisreise der LandFrauen Esslingen im Mai dieses Jahres. 36 Frauen aus verschiedenen Ortsvereinen haben diese wunderschöne 4-Tages-Fahrt mitgemacht, organisiert in bewährter Weise durch den Reiseservice Vogt.

Pünktlich um 6.00 Uhr fuhr der Bus in Richtung Tschechische Republik ab. In Pilsen stieg unsere Reiseleiterin Frau Helena zu, und wir speisten in der Brauereigaststätten Salzmann. Es ist die älteste Bierhalle Pilsens von 1637. Dort gibt es typische altböhmische Gerichte und ein köstliches frische Bier inmitten von Jugendstilmöbeln.
Am Nachmittag war bereits „die goldene Stadt Prag“ erreicht. Sie zählt ja bekanntlich zu den schönstens Städten Europas. Der weltberühmte Altstädter Ring, sein Rathaus mit der astronomischen Uhr. Die Burg seit 1000 Jahren das politische und kulturelle Zentrum der ganzen Nation. Auf dem Berg Hradschin gelegen, ist sie mit ihren drei Schlosshöfen das größte abgeschlossene Burgareal der Welt. Veitsdom mit seinem 99 m hohen Turm, die St. Georgs-Basilika, alles herrliche Gebäude, die bleibende Eindrücke der Moldaumetropole vermitteln. Ganz ideal war auch, dass das Hotel Pyramidia in unmittelbarer Nähe zur Altstadt lag.

2. Tag
Am nächsten Morgen fuhren wir in einen regenverhangenen Tag. Es ging Richtung Norden zu einem Familienbetrieb mit Baumschule und Rosenzucht. Im Raum Mielnik befindet sich das wichtigste landwirtschaftliche Gebiet für Obst und Wein in der Tschechischen Republik. Hans, der Fahrer, chauffierte den Bus über die nassen und schmierigen Feldwege, so dass wir trockenen Fußes die Äcker der Baumschule sehen konnten. Der Besitzer informierte in gutem Deutsch und beeindruckte sehr mit seinen Ausführungen zu Betrieb und wirtschaftlicher Situation vor Ort.
Mit aufgespannten Regenschirmen bummelte die Gruppe gegen Mittag durch die alte Königsstadt Mielnik. Ziel war das Schloss, eines der schönsten und prächtigsten Schlösser der untergegangenen böhmischen Märchenwelt. Ursprünglich Burg der Fürsten und spätere Umwandlung in ein Renaissanceschloss und seit 1992 wieder in Besitz der Familie Lobkowicz. Nach Besichtigung des mittelalterlichen Kellers, einer kleinen Weinprobe und dem Mittagessen genossen wir den Blick von der Schlossterasse. Hoch über dem Zusammenfluss von Moldau und Elbe, zwar in der Farbe grau, aber dennoch sichtbar, das böhmische Mittelgebirge und der Berg Rip.
Zurück in Prag zeigte uns Helena eine andere Seite dieser Stadt: Die Karlsbrücke, Europas älteste Steinbrücke, begrenzt von 2 Türmen, ist sie eine Fußgängerbrücke über die Moldau. Zahlreiche Heiligenfiguren säumen die Ränder, die bekannteste ist die des Jan Nepomuk. Bezaubernde Häuser, alte jüdische Kultur, der Friedhof aus dem 15. Jahrhundert im Josefsviertel und wunderschöne Kirchen, auch das ist diese Stadt.
Ein besonderer Ausklang des Tages, die Fahrt auf der Moldau mit Buffet und Musik. Als die Dunkelheit einsetzte, viele Lichter brannten, verzauberte sich Prag auf ganz stimmungsvolle Weise.

3. Tag
Zum Abschied von Prag konnten wir vom Bus aus einen Blick auf den Hradschin und den Wenzelsplatz werfen. Dann ging die Reise weiter Richtung Süden mit dem Ziel Hluboká nad Vitavou – Schloss Fraunberg. Nicht von ungefähr wird es als das Neuschwanstein Böhmens bezeichnet.
Ab 1840 liesen die Schwarzenbergs es letztmals umbauen und zwar nach dem Vorbild von Schloss Windsor. Die Wohnkultur mehrerer Generationen dokumentieren 140 Räume. Man findet Gemälde aller südböhmischen Maler, die Rang und Namen haben. Beeindruckend auch viele zum Teil originelle Kleinigkeiten, wie z. B. ein „Vorreiter“ des Staubsaugers. Bis 1945 war dieses Traumschloss in Besitz der „Südböhmenkönige“ und wurde dann Staatseigentum.
Nach dem Mittagessen in der Burgschänke besichtigten wir ein Agrokombinat mit Milchkühen und Bullenkälbern. Alles war automatisiert vom Füttern und Misten bis zur computergesteuerten Melkmaschine. Ein Problem auch hier, die niedrige Gewinnspanne für die Milch selbst.
Zum Aufwärmen – der Wind pfiff recht kalt – genossen wir Flachswickel und Esecco.
Schön war dann das Hotel „Malý pivovar“ in Budweis mit seiner 700 Jahre alten Geschichte. Das Herz der alten Königsstadt ist umwoben vom Braugeheimnis des Budweiser Bieres. Bereits im Mittelalter wurde hier gebraut. Ein Kleinod ist der historische Stadtkern mit wertvollen kirchlichen und weltlichen Bauwerken, Barockhäusern und einem Laubengang um den ganzen Platz herum. Der schwarze Turm ragt unübersehbar als Dominate in den Himmel.

4. Tag
Die Koffer waren gepackt und auch Helena verließ uns. Es war sehr angenehm, informativ und lustig mit ihr gewesen. Jedoch versagt ihr die Stimme den Dienst und ein Freund – Martin – sprang in die Bresche.
Der 16. Mai gilt als Todestag von J. Nepomuk, der 1383 von der Moldaubrücke in den Fluß geworfen wurde. Er hatte das Beichtgeheimnis der Königin nicht verraten. Der 4. Tag war an diesen Tag, und Martin informierte uns über J. v. Nepomuk auch mit dem Gedicht von Rainer M. Rilke „Auf allen Brucken, lauter, lauter Nepomuken“. Zwei wirklich hervorragende Reisebegleiter waren mit uns unterwegs.
Weiter ging es in den Böhmerwald nach Krummau, wo nicht nur böhmische Knödel und gutes Bier auf die Besucher warten. Klerus und Adel haben das Land mit Burgen und Schlösser überzogen, Kirchen und Klöster gebaut. Die Perle des Böhmerwaldes oder das Venedig an der Moldau wird Krummau genannt. Eine passende Bezeichnung. Das Schloss einzigartig an der Moldauschleife gelegen, versetzt seine Besucher in das 16. 18. und 19. Jahrhundert. Über 40 Gebäude, darunter ein Turm aus dem Jahr 1257 gehören ebenso dazu wie der barocke Schlossgarten. Zahlreiche historische und neue Sehenswürdigkeiten ergänzen sich wunderbar und hinterlassen bleibende Eindrücke.
Krummau wurde von der UNESCO zum Welterbe ernannt.
Durch die herrliche Landschaft Böhmens, die zum Teil fast unberührte Natur, vorbei am Lipnor See, dem größten Binnengewässer Tschechiens, traten wir die Heimreise an.
Tschechien hat uns beeindruckt und Prag, wo mehr als 500 Türme in den Himmel ragen und über 100 Sakralbauten den Schöpfer loben, werden sicher einige von uns wieder besuchen.
Doris Hoinkis